Германия в эпоху Гёте DE - Geothe

Перейти к контенту

Главное меню:

Home > Германия в эпоху Гёте

По-русски     Deutsch
        


Deutschland
in der 2. Hдlfte
des 18. Jh.


Deutschland
in der 1. Hдlfte
des 19. Jh.

Deutschland in der Goethezeit
(1749 - 1832)

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Deutschland (das Heilige Römische Reich Deutscher Nation) zersplittert und bestand aus rund 350 absolutistischen Einzelstaaten. Der Absolutismus (1648-1789) war eine Regierungsform, in der der Monarch alle Regierungsgewalt ausübte, dabei war er an Mitbestimmungsrechte des Volkes oder an irgendwelche Gesetze nicht gebunden. Das Leitwort der Fürsten war „Ich bin der Staat".
     Jeder Fürst hatte ein Kabinett aus Männern seines Vertrauens. Sie waren alle Hofräte (= Minister) und bildeten den Geheimen Rat des Fürsten.
     
Die Fürsten waren auf Geld angewiesen: sie brauchten es für die Hofhaltung, für die Rüstung, für die Kriegsführung, für den Staat. Die Wirtschaftsform, die den Fürsten half zu Geld kommen, war der „Merkantilismus“ (vom lateinischen Wort „mercator“= „Kaufmann“). Charakteristisch für diese Wirtschaft waren eine umfangreiche Ausfuhr hochwertiger Waren und eine geringe Einfuhr ausländischer Waren. Wichtig war auch die Steigerung der inländischen Produktion. Für die Herstellung der Waren wurden in den Fürstentümern Manufakturen  (lat. „manu factum" = „von Hand gemacht") gegründet. Es waren große Betriebe, in denen Handarbeit vorherrschte, doch es wurden schon die Prinzipien der Arbeitsteilung, Massenfertigung, Lohnarbeit angewandt. Diese Manufakturen waren vor allem Spinnereien, Webereien, leder- und metallverarbeitende Unternehmen, Gobelin-, Porzellan- und Spiegelmanufakturen. Die Qualität der gefertigten Waren wurde streng kontrolliert. Viele Manufakturen arbeiteten ausschließlich für die Ausstattung der Schlösser der Fürsten und standen unter besonderer fürstlicher Obhut.
     
Für die Produktion brauchte man viele Rohstoffe, deshalb wurde der Bergbau gefördert. Es  wurden Bodenschätze (Erze, Silber, Steinsalz) aktiv erschlossen und gewonnen. Für die schnelle Beförderug von Waren und Bodenschätzen brauchte man gute Wege, wichtig war der  Ausbau des Verkehrsnetzes: Straßen-, Brücken- und Kanalbau.
     
Einen großen Teil der Staatseinnamen machten die Steuern aus. Die Steuern und die Abgaben wurden vermehrt, was die Not des Volkes vergrößerte. Dabei war die Besteuerung der Bevölkerung ungerecht. Die Privilegien hatten die Kirche, die Adeligen und die Menschen, die sich loskaufen konnten. Die Hauptlast der Steuern lag auf der Landbevölkerung und auf den Stadtbürgern. Die Beamten waren korrupt, die Menschen wurden von ihnen bedrängt.
     Politisch und gesellschaftlich war die Bevölkerung in Stände eingeteilt.
     Den ersten Stand bildete der Klerus: die hohe Geistlichkeit (Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte). Der erste Stand verfügte über reichen kirchlichen Grundbesitz, hatte aber in der Zeit des Absolutismus seinen Einfluss auf die Staatsführung verloren.
      Den zweiten Stand bildete der Adel.
Die Vertreter des Adels hatten ihre Güter, aber nicht allen Adeligen reichten die Einkünfte ihrer Güter. Viele Adelige traten in den Dienst des Königs oder der Fürsten und wurden zu Hofleuten. Finanziell hingen sie damit vom Herren und seiner Gunst ab.
     Zum dritten Stand gehörten Bürgerfamilien, reiche Kaufleute, niedrige Beamte, Rechtsanwälte, Ärzte, Handwerker, Soldaten, Dienstboten und Bauernfamilien. Es gab in diesem Stand eine wohlhabende großbürgerliche Schicht: Bankiers, Großkaufleute, Manufakturbesitzer und auch Advokate und Ärzte. Zur ärmsten Schicht  dieses Standes gehörten die Bauern. Obwohl die Leibeigenschaft zurückging, waren die meisten Bauern noch hörig und hatten dem Grundherren Frondienste zu leisten und Leibzins zu zahlen. Der Adel hatte kein großes Interesse für die Landwirtschaft, weil die Getreidepreise niedrig waren. Der Adel zog es vor, die Steuern einzuziehen. Die Masse der Bevölkerung lebte also in bedrückter Lage.
    Eine besondere Stellung hatte die Armee im absolutistischen Staat.
Das Heer war ein „stehendes Heer", d. h. immer einsatzbereit. Die Soldaten wurden für längere Zeit gegen Sold angeworben. Die Fürsten ernannten die Offiziere selbst. Nur Adelige konnten zu höheren Diensträngen aufsteigen. Die Soldaten wurden von den Offizieren ausgebildet. Dabei war die Disziplin sehr streng. In der Armee wurde einheitliche Uniform eingeführt. Viele militärische Bezeichnungen (z.B. Leutnant, Major, General, Munition, Proviant) und der Aufbau der Armee (Artillerie, Kavallerie) wurden der französischen Armee übernommen Das stehende Heer sollte die Macht des Monarchen sichern. Ein schlagkräftiges Heer brauchte man  nicht nur in Kriegszeiten, sondern auch im Frieden, um die möglichen Aufstände niederzuschlagen. Die Heere wurden immer größer und verschlangen riesige Geldsummen. So zählte das Heer in Preußen fast hunderttausend Mann. Von den sieben Millionen  jährlichen Staatseinkommens Preußens wurden fünf für militärische Zwecke ausgegeben.
     Die Fürsten führten auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Kriege, was zu Zerstörungen und Verwüstungen führte. Besonders verheerend war der Siebenjährige Krieg (17561763), der auch der Dritte Schlesische Krieg genannt wird. Es war aber nicht nur der Krieg zwischen Preußen und Österreich um den Besitz Schlesiens. Im Siebenjährigen Krieg kämpften mit Preußen und Großbritannien auf der einen Seite und der kaiserlichen österreichischen Habsburgermonarchie, Frankreich und Russland sowie dem Heiligen Römischen Reich auf der anderen Seite alle europäischen Großmächte jener Zeit. Auch mittlere und kleine Staaten waren an den Auseinandersetzungen beteiligt. Der Krieg wurde in Mitteleuropa, Portugal, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten, weswegen er von Historikern gelegentlich auch als ein Weltkrieg angesehen wird. Nach dem Krieg gab es in Deutschland neben vielen Kleinstaaten zwei große Mächte: Preußen und Österreich, die in den nächsten 100 Jahren die Geschichte wesentlich bestimmten. Es war der deutsche Dualismus.
    In der Zeit des Absolutismus entstand die philosophische Bewegung der Aufklärung.
Es verbreitete sich eine neue Ideologie, die sich gegen den feudalen Absolutismus richtete. In den gebildeten Schichten des Bürgertums und im Adel entstand eine wahre Begeisterung für die Naturwissenschaften und die Philosophie. Es verbreiteten sich die Ideen der Philosophen über den Staat und Gesellschaft. Die menschliche Vernunft wurde zur Erkenntnis der Natur und der in ihr wirkenden Gesetze eingesetzt. Die bedeutendsten deutschen Aufklärer waren der Philosoph Immanuel Kant und der Dichter, Dramatiker und Kritiker Gotthold Ephraim Lessing.
    Einige absolutistischen Herrscher
übernahmen einige Gedanken der Aufklärung und versuchten sie zu verwirklichen. Das Leitwort der aufgeklärten Monarchen war nicht mehr „Ich bin der Staat", sondern „Ich bin der erste Diener meines Staates". Bei diesen Fürsten traten Verantwortung und Pflichtgefühl an die Stelle von Eigensucht und Vergnügungslust. Sie herrschten auch absolut und streng, doch taten sie es nicht aus Großmannssucht, sondern weil sie meinten, es für den Staat und für das Volk zu tun.
Diese Fürsten sorgten für die Verbesserungen im Lande zum Wohl ihrer Untertanen.

Sie beseitigten die Folter; die Hexenverbrennung
en hörten auf;  sie schufen Kranken-, Armen- und Waisenhäuser; sie führten Schulpflicht ein, immer mehr Kinder hatten regelmäßig Unterricht; sie sorgten für den Anbau der südamerikanischen Pflanze der Kartoffel, damit es keine Hungersnöten gab; sie förderten kritisches Denken und Künste: Literatur, Musik, Theater u.a. Von ihnen wurden viele Universitäten gegründet. Viele Fürsten legten reiche Kunstsammlungen an und hatten große Bibliotheken.
   Die aufgeklärten Fürsten wollten dem Fortschritt und der Menschlichkeit dienen, doch zweifelten sie an der schöpferischen Kraft des Volkes. Alle Verbesserungen wurden von oben befohlen, unter Umständen aufgezwungen. Die Untertanen nahmen hin, was „von oben" kam. Sie waren immer noch Befehlsempfänger ohne Interesse und eigene Verantwortung und lebten in großer Not: viele Bürger waren verarmt, die meisten Bauern lebten noch in feudaler Abhängigkeit. Das Volk litt unter hohen Steuerlasten. Die Bauern lieferten auch die Masse der Soldaten für die Heere der Fürsten.
   
Ende des 18. Jahrhunderts reiften in Deutschland die Widersprüche heran, die zu Empörungen gegen Adel und Territorialfürsten führten. Den Anstoß dazu gab die französische Revolution, die am 14. Juli 1789 in Paris begann. Zuerst begrüßten einige Deutsche  diese Revolution: die Losung „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" entsprach den philosophischen Ideen dieser Zeit.  Den europäischen Fürsten jagten aber die Ereignisse in Frankreich großen Schrecken ein. Sie fürchteten, dass ihre Völker sich auch erheben werden, und planten einen Krieg gegen Frankreich. Aber Frankreich wollte die Folgen solch eines Krieges abwenden und erklärte selbst am 20. April 1792 Österreich den Krieg.
    1792 begann die Epoche fas
t ununterbrochener militärischer Auseinandersetzungen, die sich über mehr als zwei Jahrzehnte erstreckte.
    Auf Seiten Österreichs trat Preußen in den Krieg ein. Zuerst erlitten die Franzosen eine Niederlage, aber in der Schlacht bei Valmy am 20. September wurden die Preußen besiegt. Die Franzosen besetzten die deutschen Städte Speyer, Worms und Mainz am linken Ufer des Rheins. Die Österreicher wurden in Belgien geschlagen, die österreichischen Niederlande wurden auch besetzt. In den besetzten Gebieten  begann die revolutionäre Bewegung. Es wurde sogar die Mainzer Republik gegründet, die ihren Anschluss an Frankreich erklärte. Später verließen die Franzosen die linksrheinischen Gebiete, und die deutsche feudale Reaktion vernichtete die Mainzer Republik.
    Nach der Hinrichtung des französischen Königs Ludvigs XVI. am 21. Januar 1793 bildeten England, Holland; Spanien, Sardinien, Portugal und die meisten deutschen und italienischen Staaten mit Preußen und Österreich eine Koalition, die seit 1793 bis1797 bestand. Die französischen Truppen feierten Siege in ganz Europa, bis ihre Flotte von den Engländern  am 1. August 1798 besiegt worden war. England bildete die zweite Koalition gegen Frankreich, zu der Russland, Österreich, Portugal und die Türkei mit Ägypten gehörten. Preußen blieb neutral. Durch die Bildung der zweiten Koalition befand sich Frankreich in einer schweren Situation. Das nutzte der populäre französische General Napoleon Bonaparte, der einen Staatsstreich vorbereitet hatte. Unter Napoleon wurde Frankreich zum mächtigsten Staat in Europa.
   
1800 schlug die französische Armee die österreichischen Truppen. Am 9. Februar 1801 wurde zwischen Österreich und Frankreich Frieden geschlossen. Damit wurde die Abtretung des deutschen  linksrheinischen Gebiets an Frankreich bestätigt. Die deutschen Fürsten sollten als Entschädigung einige Gebiete am rechten Ufer des Rheins bekommen. Dabei verloren viele deutsche Klein-  und Zwergstaaten und einige Reichsstädte ihre Selbstständigkeit. Sie wurden größeren Fürstentümern einverleibt. Dadurch verschwanden bis 1806 von den 350 deutschen Staaten 160, die bis dahin souverän waren. Napoleon schuf mittelgroße deutsche Staaten, die stark genug sein sollten, um Frankreich unterstützen zu können, doch sollten sie schwach genug sein, um etwas gegen Frankreich zu unternehmen. Die neuen deutschen Mittelstaaten, die jetzt vier bis achtmal größer waren, schuldeten dem französischen Kaiser Dank. Sie finanzierten Napoleons Kriege und stellten ihm ihre Soldaten zur Verfügung.
     Die Hilfe der neuen deutschen Mittelstaaten br
auchte Napoleon schon 1805 während des dritten Koalitionskrieges. In diesem Krieg besiegte Napoleon das österreichisch-russische Heer, danach wurde Frieden geschlossen. Österreich verlor seine oberrheinischen und oberschwäbischen Besitzungen. Nach dem Sieg im dritten Koalitionskrieg gründete Napoleon den Rheinbund. Er wollte damit die süd- und westdeutschen Territorialfürsten völlig in französische Abhängigkeit bringen. Unter französischem Druck unterzeichneten  die Vertreter von 16 deutschen Staaten im Juli 1806 den Rheinbund-Traktat. Die Rheinbundstaaten sollten am Krieg auf der Seite Frankreichs teilnehmen und 63 000 Soldaten für die französische Armee stellen.
     Die Gründung des Rheinbundes  bedeutete die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, sein Ende. Das reich war in drei Teile zerfallen: Österreich, Preußen und das „dritte Deutschland", wie man alle anderen Staaten nannte.
     Im zweiten und dritten Koalitionskrieg war Preußen neutral. Dadurch verlor Preußen  alle zuverlässigen Verbündeten. Nach der Niederlage Österreichs ging Napoleon gegen Preußen vor. Preußen stand jetzt allein gegen Frankreich. Der Krieg begann am 9. Oktober 1806. Am 14. Oktober 1806 erlitt die preußische Armee in der Schlacht bei Jena und Auerstedt  eine Niederlage. Die Preußen liefen in nördlicher Richtung auseinander. Der preußische König floh in die östlichen Provinzen, zuerst nach Königsberg, dann nach Memel. Napoleon zog am 27. Oktober in die preußische Hauptstadt Berlin ein.
     Da griff Russland
an der Seite Preußens in die Kämpfe ein. Die russischen Truppen wurden auch geschlagen. Napoleon wollte aber Russland als Partner gegen seinen letzten Feind England gewinnen, deshalb schloss er in Tilsit einen milden Frieden. Auf die Fürsprache des russischen Zaren Alexander I. ließ Napoleon Preußen als Staat bestehen, obwohl er es durch Auflösung vernichten wollte.  Aber die Friedensbedingungen waren für Preußen sehr hart. Preußen verlor seine Großmachtrolle und wurde ein bedeutungsloser Mittelstaat, der ganz in der Hand Napoleons war.
    Seit 1808 gab es Widerstand in Europe gegen französische Herrschaft. Der nationale Widerstand entflammte auch in Österreich, einige Siege der Österreicher in Tirol zeigten, dass Napoleon nicht unbesiegbar war. In der letzten Schlacht 1810 siegten doch die Franzosen. Der Widerstand in Österreich wurde gebrochen. In Preußen nahmen nur  einige Gruppen am Widerstand gegen Napoleon teil, sie wurden aber vernichtet.
     Wenn Deutschland einen erfolgreichen Kampf gegen Napoleon führen wollte, so musste das deutsche Volk  patriotisch gestimmt sein. Solange sich die Deutschen nur als Untertanen ihrer Landesherren und nicht als mitverantwortliche Bürger im Staat fühlten, konnte man von ihnen eine aufopferungsvolle Verteidigung ihres Vaterlandes nicht erwarten. Die Lage des Volkes und dadurch seine Gesinnung mussten geändert werden. Das konnte man nur durch Reformen erreichen.
     In den Rheinbundstaaten waren Reformen schon eingeleitet worden.
Jetzt stand Preußen davor, und die Reformen wurden dort in Angriff genommen. Die Menschen, die diese Reformen verwirklichten, waren Staatsmänner Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, Karl August Fürst von Hardenberg, Gerhard Johann David von Scharnhorst und Wilhelm Freiherr von Humboldt.
      
Die wichtigste Reform war  die Regierungsreform, d. h. die Reform in der Verwaltung und in der Gesellschaftsordnung. Ihre Aufgabenbereiche waren innere Verwaltung, Außenpolitik, Finanzen, Armee und Justiz. Die Städte erhielten die neue Städteordnung. Die Bürger konnten jetzt die Selbstverwaltung in den Städten haben. In jeder Stadt wurde ein Magistrat gewählt, an dessen Spitze ein Bürgermeister stand. Seine Kandidatur wurde von den Bürgern vorgeschlagen.
    
Die nächste Reform war die Bauernbefreiung. Die Bauern waren jetzt frei und konnten ihr Dorf verlassen und einen beliebigen Beruf ergreifen. Doch sollten sie die Hälfte oder ein Drittel ihres Bodenanteils als Entschädigung  dem ehemaligen Herren übergeben. Dadurch verarmten die meisten Bauern und kamen als Tagelöhner wieder zu ihren Herren. Der grundbesitzende Adel behielt also seine Positionen.
    Weitere Reform war die
Aufhebung der Standesschranken. Jeder Bürger durfte sein Grundeigentum nach seinem Wunsch gebrauchen, jeder konnte den Beruf nach seinem Wunsch ergreifen, der Stand, aus dem er kam, spielte dabei keine Rolle mehr. Auch die Adeligen durften den bürgerlichen Berufen nachgehen. Später wurden eine Verbrauchssteuer  für alle Bürger  und Gleichberechtigung der Juden eingeführt.  Reformiert wurden auch das Bildungswesen und die Armee. Für Volksschule und Gymnasium wurde eine neue Ordnung geschaffen. In den Gymnasien  wurden Reifeprüfungen eingeführt. In Berlin wurde eine Universität gegründet. Die Lehranstalten sollten selbstständige und verantwortungsvolle Staatsbürger erziehen, die keine Untertanen sein sollten.
    Die Heeresreform hatte für den Staat eine besondere Bedeutung: der Staat brauchte eine Armee, die das fremde Joch abschütteln helfen könnte. Möglichst viele Menschen mussten dazu bereit sein. Um das zu erreichen, wurden die wehrfähigen Bürger zur Kurzausbildung berufen. Nach der Ausbildung wurden die Soldaten entlassen und durch neue Rekruten ersetzt. Während der Ausbildung wurde den Soldaten neue Taktik beigebracht. So entstand unter den Augen der französischen Besatzungsmacht ein Volksheer, das es schon mit der französischen Armee aufnehmen konnte.
    Alle Reformen waren auf die Vorbereitung des Befreiungskampfes gerichtet, doch war es bis zum Beginn dieses Kampfes noc
h weit. Erst die vernichtende Niederlage der französischen Armee in Russland schuf die Voraussetzungen für einen nationalen Befreiungskampf in Deutschland. Unter dem Eindruck des Sieges der Russen reifte die Erhebung des deutschen Volkes gegen die Fremdherrschaft heran. Viele Menschen wurden von der nationalen Begeisterung erfasst, viele Männer meldeten sich zur Landwehr. Friedrich Wilhelm III. schloss ein Bündnis mit Russland ab und erließ seinen Aufruf „An mein Volk". Tausende Männer griffen zu den Waffen, viele Menschen opferten  alles, was sie hatten, als Spenden für die Ausrüstung der Soldaten. Die ersten Kämpfe in Deutschland  brachten keine Entscheidung. In der Schlacht bei Dresden erlitten aber die Alliierten (Russland, Preußen; Österreich, Schweden) am 26.-27. August 1813 eine Niederlage. Die Rheinbundländer wagten damals noch nicht gegen Napoleon aufzutreten. In der zweiten großen Schlacht wurde Napoleon entscheidend geschlagen. Diese Schlacht wurde bei Leipzig  vom 16. bis zum 19. Oktober 1813 ausgetragen und ist in die Geschichte als „Völkerschlacht" eingegangen. Napoleon entkam mit den Resten seiner Armee  über den Rhein. In der Neujahrsnacht 1813-1814 überschritten die Truppen der Verbündeten den Rhein. Am 30. März 1814 kapitulierte die französische Hauptstadt Paris. Am nächsten Tag zogen der preußische König und der russische Kaiser als Sieger in Paris ein. Napoleon wurde abgesetzt, er erhielt die Mittelmeerinsel Elba als Fürstentum und 800 Mann Ehrengarde.
    Die Aufgabe der Sieger war die internationalen Fragen zu behandeln und eine dauerhafte Friedensordnung für Europa zu finden. Der Kongress der Sieger versammelte sich in Österreich in Wien im September 1814. Es wurde lange und heftig  diskutiert, es wurden verschiedene Vorschläge gemacht und abgelehnt, man verhandelte über die Neuteilung Europas, es wurden Kompromisse gesucht. Die Diplomaten verteidigten die Interessen ihrer Staaten und wollten nicht nachgeben.
    Die Verzögerungen nutzte Napoleon. Er verließ die Insel Elba und landete am 1. März 1815 auf dem Französischen Festland. Der französische König Ludwig XVIII. sandte gegen Napoleon seine Truppen, die Soldaten gingen aber zu dem zurückkehrenden Kaiser über. Am 20. März zog Napoleon in Paris ein. Seine neue Herrschaft dauerte aber nur 100 Tage. Napoleons Gegner setzten ihre Truppen ein und besiegten ihn in der Schlacht bei Waterloo bei Brüssel. Napoleon wurde auf die Insel St.Helena verbannt. Die Diplomaten in Wien beeilten sich und unterzeichneten am 9. Juni 1815 die Schlussakte des Kongresses.  Damit wurde die staatliche Neuordnung beschlossen. Die gefundene Lösung sah in Europa eine Pentarchie vor, d.h. das Gleichgewicht der fünf Mächte: England, Frankreich, Österreich, Preußen und Russland. Für die deutschen Staaten war es ein Dualismus, d.h. die gemeinsame Vorherrschaft von Österreich und Preußen. Auf dem deutschen Boden wurde  der Deutsche Bund gegründet, der aus 35  Fürstentümern und vier Freien Städten bestand. Die Rechte der Fürsten wurden „restauriert", d.h. die Fürsten bekamen ihre Rechte zurück. Es war die Zeit der Restauration.   Der Deutsche Bund war also der Staatenverein monarchischer Souveräne, er war aber kein einheitlicher nationaler Staat.
     In den Befreiungskämpfen spielte der Gedanke an einen einheitlichen deutschen Nationalstaat eine wichtige Rolle.  Der freiheitliche Nationalstaat war aber nicht erreicht. Viele Deutsche waren enttäuscht. Die Kritik der Bevölkerung an den Maßnahmen der Fürsten wurde in Deutschland immer lauter. Auch andere Völker drückten ihre Unzufriedenheit  mit der wiederhergestellten Ordnung aus. Die europäischen Fürsten wollten gemeinsam den revolutionären Geist unterdrücken. Zuerst beschlossen Russland, Österreich und Preußen 1815 die Heilige Allianz. Dieser Bund sollte die restaurierte Ordnung durch gemeinsame Unterdrückung aller nationalen und Freiheitsbestrebungen bewahren. Die liberalen und nationalen Kräfte kämpften in den Jahren zwischen 1815 und 1848 um Freiheit  der Menschen und Einheit  Deutschlands.
Die Oppositionsbewegung der e
rsten Jahrzehnte nach dem Wiener Kongress war die Bewegung der Professoren und Studenten der deutschen Universitäten, die einen deutschen Nationalstaat zum Ziel ihres Kampfes gemacht hatten. Die Organisation der Studenten war die Deutsche Burschenschaft (Bursche = Student). Diese Organisation bildeten die Studenten der Universität in der Stadt Jena. Viele Studenten hatten in der Zeit der Befreiungskriege in den Freikorps gekämpft. Einige von Ihnen waren Kämpfer des Lützowschen Jägerkorps, den der Freiherr von Lützow in den Kampf gegen Napoleon führte. Die Lützowschen Jäger hatten die Uniform aus schwarzem Tuch mit roten Aufnähern und goldenen Knöpfen. Diese Farben übernahm die „Jenaische Burschenschaft"  in ihre Vereinsfahne.  Es war die Fahne in den Farben  schwarz und rot  mit goldenem Zierat (Eichenlaub und Fransen).  Die Verfassung der Burschenschaft in Jena enthielt das Bekenntnis zur deutschen Einheit.  Die Studenten protestierten gegen  die Ordnung in Deutschland. Am 18. Oktober 1817  trafen sich die Jenaer Studenten und Professoren auf der Festung Wartburg bei Eisenach, um die Reformation Luthers (1517) als religiöse Befreiung und die Völkerschlacht bei Leipzig (1813) als politische Befreiung zu feiern. Dort bekräftigten  die Teilnehmer in einem Treueschwur ihre gemeinsamen Ziele: Ehre, Freiheit und ein einiges Deutschland. Einige Studenten verbrannten die Bücher der reaktionären Schriftsteller und Symbole der Reaktion, darunter auch einen Teil der Ulanenuniform. Auf Fürbitte von Johann Wolfgang Goethe, der die Universität in Jena in seiner Obhut hatte, wurden die Studenten vom Fürsten nicht bestraft.  
    Ein Jahr später wurde die Allgeme
ine Deutsche Burschenschaft gegründet. Das Programm der Burschenschaft forderte eine Beschränkung der Macht der Fürsten durch Verfassungen und Parlamente und die Aufhebung der feudalen Bindungen der Bauern.  Es gab kein Verbot der Burschenschaft, aber die Fürsten waren bereit zuzuschlagen. Der Anlass dazu war der Mord von Kotzebue. Er wurde von dem 23jährigen Studenten  Karl Ludwig Sand  im März 1819 in Mannheim  als "Verräter der Jugend" ermordet. Der Schriftsteller August von Kotzebue lieferte dem russischen Kaiser als Staatsrat in russischen Diensten Geheimberichte über die Entwicklung der deutschen Oppositionsbewegung und über die Lage an den deutschen Universitäten.
     Die Antwort auf die Ermordung von Kotzebue waren die „Karlsbader  Beschlüsse". Das waren die Maßnahmen gegen die Unruhen. Es wurde eine zentrale Untersuchungskommission in Mainz gebildet. Ihre Aufgabe war die Aufdeckung „revolutionärer Umtriebe" in Deutschland. Alle verdächtigen Menschen wurden als Demagogen (Volksverführer) bezeichnet. Es begannen die Demagogenverfolgungen. Die Burschenschaften wurden verboten. Die Universitäten wurden unter Polizeiaufsicht gestellt. Sobald die Professoren verdächtig wurden, wurden sie entlassen. Verdächtige Studenten wurden von den Universitäten verwiesen. Viele Menschen wurden in Gefängnisse gesteckt oder aus dem Land vertrieben. Viele standen unter der Polizeiaufsicht.  Es wurde auch strenge Zensur eingeführt.
      Durch die Verfolgungen wurde die liberale und nationale Bewegung in Deutschland auf Jahre hinaus unterdrückt. Die Reaktion lebte auf. Das Leben in Deutschland wurde ins Innerliche, Biedermeierliche, ins Apolitische abgedrängt. Frei durfte der Mensch nur in Gedanken sein, die er niemandem verraten durfte. Die Oppositionswelle  wurde gebrochen. Zu revolutionären Forderungen und Unruhen kam es erst in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts.

 
Назад к содержимому | Назад к главному меню