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Goethes
wissenschaftliche Studien
Johann Wolfgang Goethe ist nicht nur als größter deutscher Dichter und Schriftsteller bekannt. Er war auch bedeutender Wissenschaftler. Seine wissenschaftliche Tätigkeit war mannigfaltig und gründlich.
Schon als Student hatte Goethe Interesse für verschiedene Wissenschaften, besonders für Naturwissenschaft. In Leipzig und in Straßburg besuchte er Vorlesungen in diesem Fach und verkehrte mit den Studenten der naturwissenschaftlichen Fakultäten.
Die ersten Schritte in seiner Forschung machte Goethe auf dem Gebiet der Physiognomie: einer Methode der Feststellung des Charakters und auch des Gesundheitszustands eines Menschen nach seinen Gesichtszügen und seiner Mimik.
Während seiner langen Krankheit 1770-
Als Staatsmann in Weimar hatte Goethe seit 1776 verschiedene Aufgaben. Das Anlegen der Parks und die Beschäftigung mit der Forstwirtschaft erweckten sein Interesse für die Botanik. Goethes Interesse für Geologie und Mineralogie erwachte in der Zeit seiner Bemühungen beim Neuaufbau der Bergwerke im Herzogtum Weimar. Der Ausgangspunkt für Goethes chromatische Beschäftigungen war seine künstlerische Tätigkeit: er malte selbst und war mit vielen Malern bekannt. Goethe interessierten die theoretischen Fragen des Kolorits (Kolorit = malerische Kombination der Farben und ihrer Schattierungen). So beschloss er sich mit der Chromatik (Farbenlehre) zu beschäftigen. Goethe ging seinen Interessen das ganze Leben lang nach. Im Garten hinter dem Haus am Frauenplan in Weimar züchtete er verschiedene Pflanzen und stellte verschiedene biologische Versuche an. Er beschäftigte sich mit der Metamorphose der Pflanzen und schrieb sein naturwissenschaftliches Werk „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“. Goethe beschäftigte sich danach auch mit der Metamorphose der Tiere, aber sein Interesse für die Chromatik war größer, und Goethe gab sich vor allem der Chromatik hin. Das Resultat seiner Forschungen des Lichtes, der Farben und ihrer Eigenschaften und Wirkung der Farben auf den Menschen veröffentlichte Goethe 1810 im Buch „Zur Farbenlehre“.
Im Laufe seines Lebens schrieb Goethe viele wissenschaftliche Artikel und größere Werke zu den Fragen der Philosophie, Biologie, Anatomie, Chromatik und Optik, Geologie, Mineralogie, Meteorologie, Astronomie, Kunst, Literatur und des Theaters. Goethes Gesamtwerk besteht aus 133 Bänden, 14 davon bilden seine wissenschaftlichen Werke. Goethes Leben war ständiges Schaffen, ständiges Streben die Welt zu erkennen. Von seinem Leben schrieb er selbst:
Weite Welt und breites Leben,
Langer Jahre redlich Streben,
Stets geforscht und stets gegründet,
Nie geschlossen oft geründet,
Ältestes bewahrt mit Treu,
Freundlich aufgefasstes Neue,
Heitern Sinn und reine Zwecke:
Nun! Man kommt wohl eine Strecke.
Goethe und Morphologie
Seit seinen jungen Jahren interessierte sich Goethe für verschiedene Naturgeschöpfe und Naturerscheinungen. Er wollte die Gesetze der Natur begreifen. Goethe untersuchte Lebewesen und Pflanzen, und beschäftigte sich vor allem mit ihrer Entwicklung und Verwandlung. Das war die Beschäftigung mit der Morphologie.
Der Fachausdruck „Morphologie“ wurde in Goethes Schriften zum ersten Mal in der Geschichte der Wissenschaft gebraucht. Goethe entlieh dieses Wort der lateinischen Sprache für die Bezeichnung seiner Lehre.
Morphologie (Formenlehre) ist die Wissenschaft von der Form, vom Bau und von der Entwicklung der Organismen und ihrer Teile sowie deren Umgestaltung (Metamorphose) im Verlauf ihrer Entwicklung.
Metamorphose ist Verwandlung, Umgestaltung; d.h. die Entwicklung der Tiere vom Ei bis zur Geschlechtsreife (z.B. Frösche: Ei – Kaulquappe -
Die Metamorphose war der Gegenstand Goethes Forschung. Goethe führte eine neue Untersuchungsmethode ein: die vergleichende Morphologie (bei den Untersuchungen verglich Goethe verschiedene Teile und Organe der Pflanzen und Tiere und machte seine Schlussfolgerungen). Goethes Methode erlaubte ihm in der Biologie die Gleichheit der Pflanzen und in der Zoologie die Gleichheit der Tiere festzustellen. Dabei beobachtete er bei dieser Gleichheit einen Unterschied zwischen den Gestalten und auch die Metamorphose sowohl der Tiere, als auch der Pflanzen.
1790 erschien Goethes Werk „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“. In dieser Schrift beschrieb Goethe die Schritte seiner Forschungen vom Keimling über alle Entwicklungsphasen bis zur blühenden Pflanze und weiter bis zur Frucht und dem Samen. Er behandelte in seinem Werk in erster Linie die Metamorphose des Blattes. Goethe verglich Keimblätter, Stängelblätter, Hochblätter, Kelchblätter, Kronenblätter, Staubblätter und Griffeln miteinander und kam zum Schluss, dass all diese Pflanzenorgane Umbildungen (Metamorphosen) eines einzigen Organs – des Blattes – seien.
Goethe schrieb von drei Arten der Metamorphose: die regelmäßige ( normale Entwicklung der Pflanzen), die unregelmäßige ( z.B. durchgewachsene Rose) und die zufällige Metamorphose, die von außen, besonders durch Insekten bewirkt wird (z.B. verwachsene Blätter).
In seinem Werk gebrauchte Goethe den Begriff „Urpflanze“. Unter der Urpflanze verstand Goethe jene Pflanze, aus der alle Pflanzengestalten hervorgegangen sein sollten, nach deren Muster alle anderen Pflanzen gebildet sind. Während seiner italienischen Reise versuchte Goethe sogar solche Urpflanze in den reichen Gärten Italiens zu finden, es ist ihm aber nicht gelungen. Goethe zeichnete selbst die Urpflanze, wie er sie sich vorstellte.
1798 wurde Goethes Elegie „Die Metamorphose der Pflanzen“ herausgegeben, in der er seine Lehre in der Gedichtform kurz zusammengefasst hatte.
Goethes Wunsch war, „dasjenige zu finden, was allen Pflanzen ohne Unterschied gemein wäre", und so entdeckte er das Gesetz von der Metamorphose der Pflanzen.
Johann Wolfgang von Goethe (1798)
Die Metamorphose der Pflanzen
Dich verwirret, Geliebte, die tausendfältige Mischung
dieses Blumengewühls über den Garten umher;
viele Namen hörest du an, und immer verdränget
mit barbarischem Klang einer den andern im Ohr.
Alle Gestalten sind ähnlich, und keine gleichet der andern;
und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz,
auf ein heiliges Rätsel. O könnt' ich dir, liebliche Freundin,
überliefern sogleich glücklich das lösende Wort!
Werdend betrachte sie nun, wie nach und nach sich die Pflanze,
stufenweise geführt, bildet zu Blüten und Frucht.
Aus dem Samen entwickelt sie sich, sobald ihn der Erde
stille befruchtender Schoß hold in das Leben entläßt,
und dem Reize des Lichts, des heiligen, ewig bewegten,
gleich den zärtesten Bau keimender Blätter empfiehlt.
Einfach schlief in dem Samen die Kraft, ein beginnendes Vorbild
lag, verschlossen in sich, unter die Hülle gebeugt,
Blatt und Wurzel und Keim, nur halb geformet und farblos;
trocken erhält so der Kern ruhiges Leben bewahrt,
quillet strebend empor, sich milder Feuchte vertrauend,
und erhebt sich sogleich aus der umgebenden Nacht.
Aber einfach bleibt die Gestalt der ersten Erscheinung;
und so bezeichnet sich auch unter den Pflanzen das Kind.
Gleich darauf ein folgender Trieb, sich erhebend, erneuet,
Knoten auf Knoten getürmt, immer das erste Gebild.
Zwar nicht immer das gleiche; denn mannigfaltig erzeugt sich,
ausgebildet, du siehst's, immer das folgende Blatt,
ausgedehnter, gekerbter, getrennter in Spitzen und Teile,
die verwachsen vorher ruhten im untern Organ.
Und so erreicht es zuerst die höchst bestimmte Vollendung,
die bei manchem Geschlecht dich zum Erstaunen bewegt.
Viel gerippt und gezackt, auf mastig strotzender Fläche,
scheinet die Fülle des Triebs frei und unendlich zu sein.
Doch hier hält die Natur, mit mächtigen Händen, die Bildung
an und lenket sie sanft in das Vollkommnere hin.
Mäßiger leitet sie nun den Saft, verengt die Gefäße,
und gleich zeigt die Gestalt zärtere Wirkungen an.
Stille zieht sich der Trieb der strebenden Ränder zurücke,
und die Rippe des Stiels bildet sich völliger aus.
Blattlos aber und schnell erhebt sich der zärtere Stengel,
und ein Wundergebild zieht den Betrachtenden an.
Rings im Kreise stellet sich nun, gezählet und ohne
Zahl, das kleinere Blatt neben dem ähnlichen hin.
Um die Achse gedrängt, entscheidet der bergende Kelch sich,
der zur höchsten Gestalt farbige Kronen entläßt.
Also prangt die Natur in hoher, voller Erscheinung,
und sie zeiget, gereiht, Glieder an Glieder gestuft.
Immer staunst du aufs Neue, sobald sich am Stengel die Blume
über dem schlanken Gerüst wechselnder Blätter bewegt.
Aber die Herrlichkeit wird des neuen Schaffens Verkündung;
ja, das farbige Blatt fühlet die göttliche Hand,
und zusammen zieht es sich schnell; die zärtesten Formen,
zwiefach streben sie vor, sich zu vereinen bestimmt.
Traulich stehen sie nun, die holden Paare, beisammen,
zahlreich ordnen sie sich um den geweihten Altar.
Hymen schwebet herbei, und herrliche Düfte, gewaltig,
strömen süßen Geruch, alles belebend, umher.
Nun vereinzelt schwellen sogleich unzählige Keime,
hold in den Mutterschoß schwellender Früchte gehüllt.
Und hier schließt die Natur den Ring der ewigen Kräfte;
doch ein neuer sogleich fasset den vorigen an,
daß die Kette sich fort durch alle Zeiten verlänge
und das Ganze belebt, so wie das Einzelne, sei.
Wende nun, o Geliebte, den Blick zum bunten Gewimmel,
das verwirrend nicht mehr sich vor dem Geiste bewegt.
Jede Pflanze verkündet dir nun die ew'gen Gesetze,
jede Blume, sie spricht lauter und lauter mit dir.
Aber entzifferst du hier der Göttin heilige Lettern,
überall siehst du sie dann, auch in verändertem Zug:
Kriechend zaudre die Raupe, der Schmetterling eile geschäftig,
bildsam ändre der Mensch selbst die bestimmte Gestalt.
O, gedenke denn auch, wie aus dem Keim der Bekanntschaft
nach und nach in uns holde Gewohnheit entsproß,
Freundschaft sich mit Macht aus unserm Innern enthüllte,
und wie Amor zuletzt Blüten und Früchte gezeugt.
Denke, wie mannigfach bald die, bald jene Gestalten,
still entfaltend, Natur unsern Gefühlen geliehn !
Freue dich auch des heutigen Tags! Die heilige Liebe
strebt zu der höchsten Frucht gleicher Gesinnungen auf,
gleicher Ansicht der Dinge, damit in harmonischem Anschaun
sich verbinde das Paar, finde die höhere Welt.
Goethes Farbenlehre
Goethes Farbenlehre.... Farbpsychologie....
An seinem Werk „Zur Farbenlehre“ arbeitete Goethe fast 20 Jahre lang. 1810 wurde dieses umfangreichste Werk von Goethe, das zwei Bände mit einer Beilage umfasste, herausgegeben.
Das Werk bestand aus drei Teilen: im ersten Teil präsentierte Goethe seine Experimente auf dem Gebiet der Chromatik und seine Erkenntnisse , im zweiten Teil kritisierte er die Farbenlehre von Newton, im dritten Teil behandelte er verschiedene historische Theorien zu Farbe und Licht. Die Beilage enthielt die Tabellen, die Goethes Experimente illustrierten. 1820 veröffentlichte Goethe auch seine „Ergänzungen zur Farbenlehre“.
Das Thema Farbe beschäftigte Goethe seit 1777, da wanderte er im Winter durch den Harz und sah an einem Abend farbige Schatten in der Abendsonne auf dem Schnee am Brocken. Goethe war verwundert und begeistert und bekam den Wunsch diese wunderbare Naturerscheinung zu enträtseln.
Seine ersten koloristischen Versuche machte Goethe zusammen mit der Malerin Kaufmann in Italien. In Weimar beschloss er später die Farbprobleme von der physikalischen Seite zu betrachten. Bei seinen Forschungen gebrauchte Goethe selten irgendwelche Geräte. Sein Mittel der Naturerkenntnis war Beobachtung. Er behauptete: „Der Mensch an sich selbst, insofern er sich seiner gesunden Sinne bedient, ist der größte und genaueste physikalische Apparat, den es geben kann“… Bei seinen Versuchen machte Goethe nur von einigen Linsen, Prismen und Farbgläsern Gebrauch.
Goethe kannte die Grundlage der Optik von Newton: das Gesetz der Lichtbrechung. Newton experimentierte und kam zum Ergebnis, dass weißes Licht aus Lichtstrahlen verschiedener Farben zusammengesetzt ist und in diese farbigen Strahlen mit Hilfe eines Prismas zerlegt werden kann, was er Lichtbrechung (Refraktion) nannte.
Goethe versuchte das Experiment von Newton zu wiederholen, dabei hoffte er an der weißen Wand etwas dem Regenbogen Ähnliches zu erblicken. Aber er musste sich wundern: die Wand blieb weiß, nur auf dem dunklen Fensterrahmen konnte er einige farbige Felder sehen. Danach erklärte Goethe, dass Newtons Theorie falsch sei und seine eigene Lehre entwickelte. Er versuchte zu zeigen, dass das weiße Licht nicht aus verschiedenen farbigen Lichtern zusammengesetzt ist. Goethe behauptete, dass die Farben sich aus einer Wechselwirkung von Licht und Finsternis ergeben. Das sollten seine Beobachtungen der Kantenspektren beweisen: Goethe schaute durch ein Prisma und sah unterschiedlich farbige Säume beiderseits der Fenstersprossen. Diese Art der Farben zählte Goethe zu den physischen Farben, die in unserem Auge durch bestimmte äußere Anlässe erzeugt werden.
Goethe beschäftigte sich auch viel mit den physiologischen Farben. Er beschrieb eine Vielzahl von Experimenten, nach denen er zur Erkenntnis kam, dass diese Farben flüchtige Erzeugnisse des Auges selbst seien. Goethe schrieb über Scheinfarben (Farben, die anders als sie sind wahrgenommen werden), über farbige Nachbilder (im Auge bestehen bleibender Lichteindruck), über Augentäuschungen (Illusionen) und über pathologische Farben (z.B. bei Daltonismus = Farbenblindheit).
Die dritte Art der Farben waren bei Goethe chemische Farben. Das waren Körperfarben: jeder Körper (Gegenstand), auf den Licht fällt, reflektiert nur einen Teil des Spektrums dieses Lichtes, der andere Teil wird vom Körper absorbiert (eingesaugt). Das Auge empfindet die reflektierten Lichtstrahlen als Farben.
Drei Farben hielt Goethe für reine Farben: Gelb, Blau und Rot. Die anderen Farben nannte er Farbmischungen (Komplementärfarben). Goethe zeichnete einen Farbenkreis, in dem er die Komplementärfarben in einem einfachen Bild übersichtbar machte. In diesem Kreis liegen reine Farben Gelb, Rot, und Blau den drei Komplementärfarben Violett, Grün, Orange gegenüber. Goethe beschäftigte sich auch mit der sinnlich-
Hier einige Beispiele:
Gelb ist die nächste Farbe am Licht… und besitzt eine heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft…“
„Rotgelb… repräsentiert den mildern Abglanz der untergehenden Sonne. Deswegen ist sie auch bei Umgebungen angenehm und als Kleidung erfreulich oder herrlich…“
„Blau…gibt uns ein Gefühl von Kälte, so wie es uns auch an Schatten erinnert… Zimmer, die rein blau austapeziert sind, erscheinen gewissermaßen weit, aber eigentlich leer und kalt…“
„Blaurot…Man kann wohl behaupten, daß eine Tapete von einem ganz reinen gesättigten Blaurot eine Art von unerträglicher Gegenwart sein müsse… Es ist eine unruhige Farbe.“
„Rot…Die Wirkung dieser Farbe ist so einzig wie ihre Natur. Sie gibt einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde als auch von Huld und Anmut. Und so kann sich die Würde des Alters und die Liebenswürdigkeit der Jugend in eine Farbe kleiden.“
„Grün…Unser Auge findet in derselben eine reale Befriedigung… Deswegen für Zimmer, in denen man sich immer befindet, die grüne Farbe zur Tapete meist gewählt wird.“ (Die Wände der Zimmer im Haus von Goethe am Frauenplan in Weimar waren grün gestrichen!)
Goethes Werk „Zur Farbenleere“ wurde von seinen Zeitgenossen scharf kritisiert, Goethe polemisierte mit ihnen, aber vergebens. Goethe selbst schätzte dieses Werk hoch ein: in der letzten Periode seines Lebens glaubte Goethe, dass seine Farbenlehre eine größere Bedeutung als sein dichterisches Schaffen habe.
Obwohl Goethes Werk von den Fachleuten nicht anerkannt worden ist, wird seine Lehre bis heute von den Künstlern gebraucht. In Goethes Farbenlehre finden die Künstler die Antwort auf die Frage, wie man die Farben und ihre Schattierungen in Einklang bringen kann, um malerische Farbigkeit zu erreichen.
Goethes Beobachtungen und Methoden in Bezug auf die Wirkung der Farben gaben Anstoß zur Entwicklung eines neuen Zweiges in der Psychologie: der Farbpsychologie, die heute bei der Gestaltung der Wohn-